Interview mit den Tatort‐Komparsen
Beim “Tag der offenen Tür“ haben wir sie gecastet – nun stehen sie endlich vor der Kamera und wir begleiten die beiden Komparsen Jermaine und Ivan an ihrem ersten Drehtag am Set des neuen Bremer Tatorts “Driving Home for Christmas” (AT).
Seit dem 7.11. finden in und um Bremen die Dreharbeiten zum neuen Bremer “Tatort: Driving Home for Christmas” (AT) statt. Während der 22 Drehtage arbeiten rund 40 Mitarbeitende an der ARD Degeto und Radio Bremen Produktion, dessen Ausstrahlung für Winter 2024 im Ersten geplant ist. Für Jermaine Rizzo und Ivan Gastel‐Netty ist der erste Drehtag ein ganz besonderer:
Beide hatten sich beim “Tatort‐Casting“ am “Tag der offenen Tür“ gegen rund 100 Bewerber:innen durchgesetzt und jeweils eine Komparsenrolle in der aktuellen Produktion erhalten.
“Wir waren ganz überwältigt von der Spielfreude und dem, was die Bremer:innen auf sich genommen haben, um an dem Casting teilzunehmen. Ivan und Jermaine waren mit so viel Enthusiasmus und Freude dabei, die mussten wir einfach im Film unterbringen.”, sagt Katharina Wagner.
Zusammen mit Herstellungsleiter Jan Philip Lange sowie dem Schauspieler Matthieu Svetchine ermittelte die Tatort‐Produzentin insgesamt fünf glückliche Gewinner:innen.
Im Interview sprechen Jermaine und Ivan über das Casting, das bange Warten auf den erlösenden Anruf und über ihren ersten Drehtag am Set.
Jungs, zwischen den Rufen des Regisseurs, schminkenden Maskenbildnerinnen sowie einem konzentrierten Kameramann steht nun auch endlich ihr mit am Set. Was geht gerade in Euch vor?
Ivan: Das alles ist natürlich total neu für uns, und dennoch fühlen wir uns beide, glaube ich, unheimlich gut aufgehoben. Das gesamte Team ist sehr freundlich und hilfsbereit. Wir drehen ja inmitten eines weihnachtlich dekorierten Filmsets, und egal ob es nun die Requisite oder die Leute vom Ton sind: Das Team wirkt total eingespielt, und jeder sieht so aus, als ob er ganz genau wisse, was er da tut. Das beruhigt einen schon.
Jermaine: Ich bin schon etwas nervös (lacht), aber vor allem überrascht, was für eine positive Aura zustande kommt, wenn man so ein Set sieht, das mit Kreativität und Gedanken aufgebaut wurde. Die Eindrücke überwältigen einen so, dass man beinahe gar keine Zeit hat, an etwas anderes zu denken. Es gibt hier so viel zu sehen und zu entdecken, dass man als das erstmal verarbeiten muss.
Verarbeiten musstet ihr wahrscheinlich auch Eure Castings im September. Angefangen hat Eure Reise nämlich bei der Tatort‐Audition am „Tag der offenen Tür“. Mit welcher Intention seid ihr dort hingegangen?
Ivan: Ich weiß gar nicht mehr so richtig, wie ich davon erfahren habe, wusste jedoch sofort, dass mich weniger der Tag und mehr das Casting interessiert (lacht). Ich bin dort angekommen und sofort auf die Warteschlange zum Casting zugesteuert. Der Andrang an diesem Tag war ja wirklich unfassbar groß, sodass es das einzig richtige war, als erstes dorthin zu gehen.
Jermaine: Ich war eigentlich mit einer Freundin verabredet, weil wir uns für einen Praktikumsplatz umsehen wollten. Wir haben uns durch das Haus führen lassen, meine Freundin aus der Uni hat irgendwann das Schild „Tatort‐Casting“ gesehen und gesagt: „Guck mal — Das ist doch mal etwas für dich!“ Am Anfang war ich total skeptisch und eher ablehnend und dann hat meine Neugierde doch überwogen, und plötzlich standen wir in der Schlange (lacht).
… und es hat sich gelohnt! Dürft ihr uns verraten, wie es dort vor Ort ablief?
Ivan: Erstmal hat man so einen Castingbogen ausgefüllt, es wurden Fotos von einem geschossen und dann durfte man zwischen drei verschiedenen Szenen aussuchen, die man im Anschluss der Jury vortragen wollte. Eigentlich schaut man einfach, was einem am besten liegt — aber Überraschung: Ich habe mich letztlich für die Szene entschieden, die mir überhaupt nicht lag. Offenbar habe ich die Herausforderung gesucht (lacht). Mein Gedanke war, das ich viel mehr aus mir rauskommen und mich beweisen kann, wenn ich etwas spiele, dass nicht ganz so einfach ist — und so war es bei mir ein Notruf bei der Polizei, nachdem ich einen Messerangriff beobachtet habe.
Jermaine: Bei mir war es eine Zeugenbefragung. Meine Nachbarin wurde ermordet und plötzlich stand die Polizei vor meiner Haustür und hat mich nach meinem Alibi gefragt. Ich habe dann über meine Abendroutine gesprochen und konnte meine Unschuld durch eine Brandwunde an der Hand beweisen. Die hatte ich mir nämlich beim Essen machen zugezogen (lacht).
Und Eure Spielszenen haben überzeugt! Aus rund 100 Bewerbungen wurdet ihr ausgewählt. Wie stark habt ihr die Konkurrenz in Erinnerung?
Jermaine: Ich habe dort von anderen Leuten schon so ein bisschen gesagt bekommen, was da auf mich zukommen wird, und in meinem Kopf war da eigentlich die ganze Zeit nur der Gedanke: „Joa gut – dann reiße ich das jetzt irgendwie!“. Während ich den Castingbogen ausgefüllt habe und die Fotos von mir geschossen worden sind, kam dann aber schon ordentlich Nervosität auf, das muss ich sagen. Erst als ich den eigentlichen Castingraum betreten und gesehen habe, mit wie viel Liebe die das dort aufgebaut hatten, war plötzlich alles weg. Nach den zwei Minuten auf der Bühne, an die ich mich zugegeben auch gar nicht mehr erinnere (lacht), war ich draußen und hab einfach nur gedacht: „Geil!“. Also da war gar nicht so der Konkurrenzgedanke, wobei ich erstmal davon ausgegangen bin, dass es ohnehin nicht klappt, weil einfach so viele verschiedene Menschen da waren.
Ivan: Man hat natürlich gesehen, dass da viele Leute gewartet haben und um ehrlich zu sein, bin ich auch erst gar nicht reingekommen. Der Sicherheitsmann hat die Schlange genau vor mir wieder zu gemacht, und es hat etwas gedauert bis ich reingelassen wurde. Und wenn du dann endlich drinnen bist und die vielen nervösen Menschen siehst, dann steigt der Druck in einem natürlich schon etwas. In solchen Situationen ist mir aber vor allem das Vertrauen zu mir selber wichtig. Ich sehe Castings eher so als Chance, sich gegenseitig kennen zu lernen. Und wäre es nichts geworden, hätte es sich schon alleine der Erfahrung halber gelohnt. Mir war wichtig, alles zu geben — und das habe ich.
Und dennoch hat die Antwort erstmal eine Weile auf sich warten lassen…
Ivan: Es hieß ja beginnend auch schon, dass es ein, zwei Monate dauern könne. Und erstmal kam bei mir dann auch nichts, weshalb ich wusste, dass das dann wohl einfach nicht so gut gelaufen ist. Bei mir kam die positive Rückmeldung letztlich Anfang November. Ich habe mich so gefreut, und das war für mich auch das Stichwort, dass ich ab jetzt durchziehen und dranbleiben werde und es sich immer lohnt zu kämpfen und nicht aufzugeben!
Jermaine: Erstmal dachte ich, wie gesagt, sowieso nicht daran, genommen zu werden — dass ich vielleicht aufgrund meiner Persönlichkeit und meiner Statur aus dem Rahmen falle. Aber ich bin eben auch so ein Mensch, der gerne dem Schicksal die Dinge überlässt, und wenn was kommt, dann kommt was und wenn nicht, dann eben nicht. Und nachdem eine lange Zeit nichts kam, kam der erlösende Anruf schließlich auch Anfang November. „Wir haben ne Rolle für Dich!“, hieß es und ich habe nur gedacht: „Das passiert, wenn man es einfach dem Schicksal überlässt (lächelt)“.
Jetzt steht ihr endlich am Set. Genau gesagt im Restaurant Feuerwache in Walle. Was passiert hier heute?
Ivan: Wir befinden uns mitten in einer Weihnachtsfeier der Seemannsmission. Wir spielen Matrosen und werden mit unseren Kameraden gleich noch Lieder auf der Bühne singen, Klavier und Billiard spielen. Wir werden auf jeden Fall noch unsere Stimmen ölen müssen, damit das auch nach etwas klingt (lacht).
Jermaine: In der Szene wird die Kommissarin Linda Selb einige Befragungen durchführen. Auf dem Weg nach unten, konnten wir Luise Wolfram gerade eben auch schon live in Action sehen – total spannend!
Wie sieht denn Eure Action heute bisher so aus?
Ivan: Strukturiert. Wir sind heute Mittag angekommen, und das erste, was alle hier machen ist der Coronatest. Bei mir wurde es gerade schon spannend, weil der erste nicht funktioniert hat (lacht). Der zweite war dann aber zum Glück negativ, und während man nach und nach auch die anderen Kompars:innen kennenlernt, ging es für uns direkt ins Kostüm.
Jermaine: Da wir ja Matrosen spielen, haben wir so Mützen aufgesetzt bekommen. Irgendwie ein total ungewohntes Gefühl, wenn einen so viele Menschen zurechtmachen. Uns wurde auch schon mal eine kleine Vorabeinweisung in unsere Rollen gegeben, damit wir gleich am Set nicht völlig ins kalte Wasser eintauchen, und anschließend ging es in die Maske zu Andrea. Dort wurden wir für die Kamera gepudert, sodass die Haut später im Film nicht allzu sehr glänzt.
Ich wünsche Euch gleich ganz viel Spaß! Was erhofft Ihr Euch denn vom Dreh heute?
Jermaine: Ich erhoffe mir einfach, dass ich schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen kann. Ich habe gerade schon ein paar Leute getroffen, die alle Bock auf den Dreh haben, was natürlich unheimlich motivierend für einen ist. Ich glaube, das wird ne‘ spaßige Runde! Am Ende des Tages zählt für mich ohnehin nur, dass ich heute Abend zu Hause sitze und mir sage: „Was war das für ein krasser Tag, bitte?!“
Ivan: Ich hoffe, dass das eine tolle Zusammenarbeit wird und je nachdem, ob ich singen muss, hoffe ich, dass meine Stimme funktioniert (lacht). Alles in einem wünschen wir uns jetzt, glaube ich, aber einfach einen entspannten Dreh und das alles so klappt, wie wir uns das wünschen. Es bleibt spannend!